KUNSTKRITIKER


ZORA RUSINOVA

1996



Die Werke von Gabriela Medvedova stammen von den analytischen Tendenzen der zeitgenössischen europäischen Malerei. Von Beginn an, hat sie sich auf die Reflektion und Erforschung der Malerei als ein Medium eingestellt. Von diesem Zugang zeugen die Acrylbilder auf Papier, die oft kombinierte Techniken beinhalten wie z. B. die Tischtuchmuster als Ausschnitt eines unendlichen Rasters, der sich über die Grenzen der Bilder fortsetzt. Diese Bemühung schöpfte die Ausdrucksdimension der Farbe als Materie aus und führte die Künstlerin zu plastischen Schichten von Papierelementen, von Decollage und Frottage in der Bemühung, die Geheimnisse von Texturen zu entdecken. Auch Medvedova bewegt sich in der Schwingung der zeitgenössischen Kunst, sie ersetzt die einheitliche Konzeption der cartesianischen Weltanschaung und klassischen Perspektive durch fragmentisierende Wahrnehmung in Bewegung. Allmählich hat die spielerische geometrische Komposition,die von unkontrollierten Impulsen, der Symbolik von elementaren Linien und Gestalten stammt - Kreis, Rechteck und diagonale Linien - begonnen zu dominieren. Der unterbrochene Rhythmus, von sich wiederholenden Elementen, ausgelassene Intervalle, sowie nicht fertiggestellte Muster entdecken unerwartete poetische Möglichkeiten von einfachen Formen.
Es scheint, daß die abstrakte Denkweise, klarer der gegenwärtigen inhaltlich überlasteten Realität entspricht, die sich zersplittert und phenomenologisch zerbrochen ist. Dazu entsprechend sind die visuelle Effekte, die Medvedova durch die Verwendung von Wachs, Papier und Feuerierreicht hat - perforierte angebrannte Löcher schufte. Strukturen einer "verschwommenen" Realität (Workshop - Installation, Herrnbaumgarten, 1995). Medvedovas analytisches Naturell hat sich auch bei der Rauminstalltion aus elementaren Holzformen im Exterieur (Plauen, park,1994)der auch im Interieur (instalation in der Stadt initiative Wien1995) gezeigt. Die Künstlerin hat sich auf minimale Ausdruckmittel reduziert (gelbe Linien erzeugten eine Illusion auf der Wand - am Boden wurde durch rote Kerzen eine Impression von Raum erzeugt, als ob er durch eine Glaswand geteilt wäre). In Zeichnungen und Papierdecollagen und Collage-arbeiten zeigt sich das Bemühen Medvedovas um Minimalisation und Reduktion aufgrund geometrischer Formen, die eine Synthese von geistigen und physischen Aspekten des Schaffens erzeugen.In diesem Prozeßkommt dem Licht eine bedeutende Rolle zu, das als Medium manchmal durch die Kompositiondurchscheint, im Raum aufgehängte Bildobjekte bekommen den Charakter eines leichten transparenten Rasters, wo der visuele Effekt auf eine unterschiedliche Dichte von Strukturen aufgebaut ist.
In ihren jüngsten Arbeiten, hat Gabriela Medvedova leuchtende Pigmente verwendet, die von beiden Seiten der Komposition sichtbar sind und auf diese Weise ein spielerisches irrationales Element in ihren Werken einführen.